Insbesondere in den Meerrettichanbaugebieten gehören Gerichte
mit Meerrettich zum Alltag. Vor der leichten Erhältlichkeit
von Pfeffer waren Meerrettich und Senf die einzigen scharfen
Gewürze der deutschen Küche und fanden entsprechend
viel Anwendung. Wird die Wurzel getrocknet oder gekocht, verliert sie
ihr flüchtiges Öl größtenteils und
damit auch ihren scharfen Geschmack. Geschätzt wird der
konservierende Effekt von in Essig eingemachtem
Konservengemüse.
Der Engländer John Gerard berichtet, dass sich"der gestampfte
und mit etwas Essig verrührte Meerrettich bei den Deutschen
für Saucen zu Fischgerichten und bei Speisen, die wir mit Senf
essen" allgemeiner Beliebtheit erfreue. Meerrettich wird heute unter
anderem zu Räucherfisch, Tafelspitz, Tellerfleisch, Beiried
(Roastbeef), zu Schinken und Frankfurter oder Wiener Würstchen
serviert. Mit Meerrettich gewürzter Quark oder
Frischkäse ist ein beliebter Brotaufstrich. Oft wird
Meerrettich mit Sahne als Sahnemeerrettich zubereitet. Weitere
Zubereitungsarten sind Meerrettichsenf oder auch
Preiselbeer-Sahnemeerrettich, der zu Wild verwendet wird, und der
besonders im bayerischen und österreichischen Raum verbreitete
Apfelkren, neben Semmelkren die klassische Beilage zu gekochtem
Rindfleisch wie Tafelspitz. Auch zu gedünstetem Fisch passt
Meerrettich-Creme. Neben der rohen Verwendung wird Meerrettich auch
gekocht verwendet. Er findet in Franken und Hessen als Meerrettichsauce
zum gekochten Rindfleisch seinen Platz auf den Speisekarten.
Inhaltsstoffe
Meerrettich enthält unter anderem folgende Inhaltsstoffe:
Vitamin C, Vitamine B1, B2 und B6, Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen
und Phosphor sowie die Senfölglykoside Sinigrin und
Gluconasturtiin, Allicin, Flavone, ätherische Öle,
aus denen sich Senföle bilden, die unter anderem antibiotisch
wirken. Der Vitamin-C-Gehalt der frischen Pflanze beträgt
177,9 mg/100 g Frischgewicht.
Lagerung
Die Wurzel wird im Herbst geerntet, von Wurzelfasern, Seitenwurzeln und
überschüssiger Erde befreit und in feuchtem Sand
eingeschlagen. Im Erwerbsanbau werden die Wurzeln in
Foliensäcke oder -Beutel verpackt, bei -2 °C im
Kühlraum aufbewahrt und sind so nach der Ernte noch lange
lieferbereit und halten bis zur nächsten Ernte.
Lagerungsversuche zeigten, dass eine Lagertemperatur bis -5 °C
zu empfehlen ist. Die Wurzeln werden bei niedrigeren Temperaturen
gummig und zäh. Während der Lagerung verlieren die
Wurzeln langsam ihre Schärfe, welche direkt nach der Ernte am
intensivsten ist.
Medizinische Bedeutung
Im Mittelalter gab es eine ganze Liste von Krankheiten, gegen die der
Meerrettich verabreicht wurde. Es wurde hauptsächlich als
reizendes, hauterrötendes Mittel verwendet und gegen Skorbut
eingesetzt. Meerrettich wurde dazu mehr äußerlich
als innerlich angewendet. Außerdem wurde Meerrettich als
nützlich gegen Vergiftungen in größeren
Mengen gegessen, um das Erbrechen zu fördern. Er wurde weiters
wie Senf gegen Verdauungsbeschwerden, Skorbut, Wassersucht, Amenorrhoe
und bei Wechselfieber benutzt. Dazu wurde die Wurzel gerieben oder
gepresst und löffelweise verabreicht. Auch gegen Ohrenweh und
Dreitagefieber wurde er als nützlich angesehen. Heutzutage
wird Meerrettich verwendet, um die Abwehrkräfte zu
stärken und vor Erkältungskrankheiten zu
schützen. Der Meerrettich enthält sehr viel Vitamin
C. Die in den Apotheken käufliche Radix Armoraciae ist in
Heilmitteln gegen Grippe und Harnwegsinfektionen enthalten. Er wirkt
blutkreislaufanregend, hustenlösend und wird
äußerlich als Breiumschlag bei Rheuma, Gicht,
Insektenstichen, Ischias und anderen Nervenschmerzen angewandt. Auch
bei Kopfschmerzen soll er helfen. Dazu muss man ein wenig Duft des
geriebenen Meerrettichs einatmen, wodurch leichte Verspannungen
gelöst werden. Der Meerrettich soll auch wirksam gegen
Magen-Darm-Störungen sein und auf die Absonderung des
Gallensaftes (Fettverdauung) günstig wirken.
Zusätzlich enthält der Meerrettich auch
bakterienhemmende (antibiotische) und krebsvorbeugende Stoffe. Das sind
schwefelhaltige Substanzen, die auch im Knoblauch vorkommen (wie
Allicin, Sinigrin), und den Meerrettich zu einem sehr gesunden
Gewürz machen.